Gemeinsames Lernen

Die Franziskus-Grundschule ist eine katholische Grundschule des Gemeinsamen Lernens. Wir ermöglichen Kindern mit und ohne Beeinträchtigungen ein auf die individuellen Bedürfnisse angepasstes Lernen und Leben an unserer Grundschule.

Wir orientieren uns an der Grundannahme des Gemeinsamen Lernens, dass jedes Kind verschieden ist und auf seine eigene Art und Weise lernt. Diese Verschiedenheit erfordert ein sensibles, offenes und auf die Lernausgangslage gerichtetes Lehren und Lernen, was wiederum Vielfalt fördert und verstärkt. Die Franziskus-Grundschule arbeitet kontinuierlich an der Weiterentwicklung und Aufrechterhaltung einer Unterrichtskultur, innerhalb welcher Werte wie Vielfalt, Respekt sowie Toleranz, individuelle Lernausgangslagen, Lerntempo und Interessen gleichermaßen berücksichtigt werden. Eine solche Unterrichtskultur setzt sich aus einem modernen pädagogischen Verständnis von Vielfalt, didaktischen Grundprinzipien, offenen Unterrichtsmethoden, vielfältigem Unterrichtsmaterial, interdisziplinärer Zusammenarbeit und regelmäßiger Evaluierung des individuellen Lernens zusammen.

Dabei beziehen wir uns sowohl auf die UN-Behindertenrechtskonvention aus dem Jahr 2009, welche Eltern ein grundsätzliches Wahlrecht hinsichtlich des Lernortes ihres Kindes ermöglicht, als auch auf das 9. Schulrechtsänderungsgesetz von 2014, durch welches die Grundschule als Regelförderort festgesetzt wurde. Die Franziskus-Grundschule hat sich damit zum Begegnungsort für Schülerinnen und Schüler mit verschiedenen Lernvoraussetzungen, Kompetenzen und Beeinträchtigungen vor allem in den Förderbereichen Lernen (LE), Emotionale und Soziale Entwicklung (ESE) und Sprache (SQ) entwickelt.

Das Gemeinsame Lernen an der Franziskus-Grundschule

An der Franziskus-Grundschule Dortmund unterrichten, beraten und beobachten Sonderpädagogen*innen und Grundschullehrkräfte gemeinsam und kooperieren zusätzlich mit außerschulischen Institutionen, Sorgeberechtigten und Schulbegleiter*innen. Um unsere Unterrichtskultur des Gemeinsamen Lernens aufrechterhalten und weiterentwickeln zu können, ist die Berücksichtigung einiger eng mit unserem Leitbild verknüpften Gelingensbedingungen notwendig. Wir verstehen das Gemeinsame Lernen als ein Mehrebenenmodell, bei welchem viele Beteiligte (Schüler*innen, Lehrer*innen, Sorgeberechtigte, Schulbegleiter, Ärzte, Psychologen usw.) gleichzeitig agieren und koordinieren müssen. Im Folgenden stellen wir für das Leben und Lernen an unserer Schule bedeutsame Ebenen dar und erklären, welche Maßnahmen erfolgen, um das Gelingen des Gemeinsamen Lernens zu ermöglichen.

· Präventive Förderung

· Vielfältige Unterrichtsformen

· Differenzierung und Individualisierung

· Diagnostik und Beobachtung

· Kooperation

· Aufgabenverteilung

· Angepasste Lernumgebung

· Schulbegleitung


Präventive Förderung

Geplante ergänzende Maßnahmen, welche über die Differenzierung innerhalb des Fachunterrichts hinausgehen, fallen in den Bereich der präventiven Förderung. Werden bei Schüler*innen Lernschwierigkeiten oder Auffälligkeiten im Arbeits- und Sozialverhalten festgestellt, so wird gemäß der Verordnung über die sonderpädagogische Förderung (AO-SF §21 (7)) ein Lern- und Entwicklungsplan erstellt. In einzelnen Fällen ist neben einer kleinschrittigen fachspezifischen Förderung auch ein Nachteilsausgleich möglich. An der Franziskus-Grundschule erfolgt zu Beginn einer präventiven Förderung zunächst das Gespräch mit den Erziehungsberechtigten. Im Verlauf des Gesprächs erfolgt ein gemeinsamer Austausch über mögliche Lernschwierigkeiten, Ressourcen und pädagogische Strategien. Nach Ablauf einer vereinbarten zeitlichen Frist werden durchgeführte pädagogische Strategien gemeinsam evaluiert. Anschließend wird entschieden, ob eine weitere präventive Förderung notwendig ist.

Vielfältige Unterrichtsformen

Sonderpädagogen*innen und Grundschullehrkräfte können im Gemeinsamen Unterricht verschiedene Rollen und Aufgaben übernehmen. Innerhalb des Klassenunterrichts können die Schüler*innen mit Lernschwierigkeiten gemeinsam mit der/dem Sonderpädagogen*in einzelne Inhalte gezielt wiederholen, Arbeitsphasen bei Bedarf verlängern oder verkürzen sowie differenzierte Materialien bearbeiten. Auch eine äußere Differenzierung ist häufig sinnvoll, bei welcher Schülerinnen und Schüler alleine oder in Lerngruppen im Förderraum unter Anleitung der/des Sonderpädagogen*in arbeiten. Nachfolgend werden die gängigen Unterrichtsformen der Franziskus-Grundschule kurz vorgestellt.

Formen des Teamteachings:

· Eine Lehrkraft übernimmt die primäre Unterrichtsverantwortung, die andere beobachtet.

· Eine der beiden Lehrkräfte übernimmt die primäre Unterrichtsverantwortung, die andere unterstützt die Schüler*innen bei ihrer Arbeit, der Regulation ihres Verhaltens sowie der Verwirklichung ihrer kommunikativen Absichten.

· Eine Lehrkraft unterrichtet die Lerngruppe, die andere arbeitet mit denjenigen, die auf einem anderen Niveau operieren.

· Eine Lehrkraft führt die Unterrichtsstunde durch, die andere bietet zusätzliches Material und differenzierte Hilfen für diejenigen Schüler*innen an, die die Unterrichtsinhalte nicht ohne zusätzliche Hilfen bewältigen können.

Einzelförderung parallel oder zusätzlich zum Klassenunterricht:

· Findet in der Regel in angepasster Lernumgebung (z.B. Förderraum) mit differenziertem Material statt.

· Lernbarrieren werden in dieser Unterrichtsform minimiert.

· Lerntempo und Arbeitsverhalten werden in dieser Unterrichtsform gezielt gefördert.

· Den Schüler*innen wird zusätzliche Arbeitszeit gegeben, in welcher sie sich gestützt durch verschiedene Hilfsmittel oder zusätzliches Material vielschichtig mit dem Lerngegenstand auseinandersetzen können.

Förderung in einer gemischten Kleingruppe:

· Den Schüler*innen wird in Kleingruppen die Gelegenheit gegeben, sich über den Lerngegenstand dialogisch auszutauschen, auf Perspektiven aufmerksam zu machen und sich gegebenenfalls untereinander zu helfen.

· Für die Förderung der gemischten Kleingruppen gelten zusätzlich die oben genannten Punkte der Einzelförderung.

Differenzierung und Individualisierung

Die Berücksichtigung individueller Lernausgangslagen ist für ein erfolgreiches und effektives Lernen von hoher Bedeutung. Besonders Schüler*innen mit Lernschwierigkeiten oder auffälligem Arbeits- und Sozialverhalten benötigen eine Förderung, welche individuelle Stärken und Ressourcen einbezieht. Um eine Lernausgangslage möglichst präzise zu erheben, tauschen sich die Grundschullehrkräfte und Sonderpädagogen*innen an der Franziskus-Grundschule regelmäßig über Beobachtungen, Leistungen sowie Ergebnisse einer möglichen Diagnostik aus. Die gesammelten Erkenntnisse werden genutzt, um für Schülerinnen und Schüler Lern- und Entwicklungspläne zu erstellen, innerhalb welcher konkrete Ziele und Maßnahmen formuliert werden, Lernschwierigkeiten oder auffälliges Arbeits- und Sozialverhalten zu verringern.

Beobachtung und Diagnostik

Sowohl geplante, als auch spontane Beobachtungen sind ein fester Bestandteil der pädagogischen Arbeit einer Lehrkraft. Diese gewinnt Eindrücke über die individuelle Lernausgangslage ihrer Schüler*innen und kann Unterricht, Lernumgebung, Materialien und Methoden an Bedürfnisse anpassen. Im Gemeinsamen Lernen spielen Beobachtung und Diagnostik eine wesentliche Rolle, da in den Lerngruppen oft eine hohe Lern- und Leistungsheterogenität vorhanden ist. Beobachtungsergebnisse sind auch Bestandteil einer umfassenden Diagnostik, wenn bei Schüler*innen Lernschwierigkeiten oder auffälliges Arbeits- und Sozialverhalten wahrgenommen werden. Mit der Einwilligung der Sorgeberechtigten kann in solchen Fällen eine umfassendere Diagnostik durch die/den Sonderpädagogen*in erfolgen, innerhalb welcher standardisierte und informelle Testverfahren genutzt werden können. Auch vor Beginn des Schulbesuchs und in der Übergangsphase zur weiterführenden Schule sind Beobachtung und Diagnostik notwendige Instrumente, um an bedeutsame Informationen über Schüler*innen zu gelangen.

Vor der Einschulung:

Während des Anmeldezeitraums findet an der Franziskus-Grundschule ein Schulspiel statt, innerhalb welchem Fähigkeiten und Kompetenzen verschiedener Entwicklungsbereiche beobachtet werden. Die Ergebnisse dienen als Grundlage, um die individuelle Lernausgangslage aller Schüler*innen zu ermitteln. Bei Bedarf werden Berichte und Befunde anderer Institutionen (z.B. Frühförderstellen, Kindergärten etc.) hinzugezogen.

Schuleingangsphase:

Bei Lernschwierigkeiten und Auffälligkeiten im Arbeits- und Sozialverhalten werden Beobachtungsergebnisse und diagnostische Verfahren dazu genutzt herauszufinden, in welchen Entwicklungsbereichen Unterstützungsbedarf vorhanden ist, um eine optimale präventive Förderung zu planen und durchzuführen.

Nach Schuleingangsphase:

Bleiben trotz präventiver Förderung Lernschwierigkeiten bestehen, so können Ergebnisse der Beobachtung und diagnostischer Verfahren zur Eröffnung eines AO-SF Verfahrens genutzt werden.

Übergang weiterführende Schule:

Mit Erlaubnis der Sorgeberechtigten können Ergebnisse der Beobachtung und diagnostischer Verfahren an weiterführende Schulen weitergegeben werden, um Einsicht in die individuelle Lernausgangslage zu ermöglichen.

Aufgabenverteilung

Grundschullehrer*innen und Förderschullehrer*innen sind gleichberechtigt und gleichermaßen zuständig für alle Schüler*innen. Gemeinsam werden Lern- und Entwicklungspläne erarbeitet, umgesetzt und ausgewertet. Elterngespräche sowie der kooperative Austausch mit Kindergärten und weiterführenden Schulen wird bei Bedarf ebenfalls mit der/dem Sonderpädagogen*in geführt. Die Grundschullehrkräfte sind hauptverantwortlich für Zeugnisse, können hierbei jedoch gemeinsam erstellte Lern- und Entwicklungspläne sowie Informationen über die Schüler*innen von der/dem Sonderpädagogen*in einholen. Trotz der engen Zusammenarbeit gibt es Aufgabenbereiche, deren vorrangige Verantwortung entweder bei der Grundschullehrkraft oder der/dem Sonderpädagogen*in liegen.

Aufgabenbereiche in vorrangiger Verantwortung der Lehrkraft der allgemeinen Schule:

· Fortführung gemeinsam geplanter Fördermaßnahmen im Klassenunterricht.

· Beobachtung im Hinblick auf erfolgreiche Unterrichtsteilnahme/ Erreichen der Lernziele.

· Erstellen von Zeugnissen, Erstellen von Berichten.

Aufgabenbereiche in vorrangiger Verantwortung der sonderpädagogischen Lehrkraft:

· Planung und Durchführung spezieller Fördermaßnahmen (z.B. im Rahmen einer äußeren Differenzierung)

· Beraten der Kolleg*innen z.B. bei AO-SF-Antragsstellung, Einweisung und Anleitung der Schulbegleiter

· Diagnosegeleitete Beobachtung

· Jährliche Überprüfung des sonderpädagogischen Förderbedarfs

Angepasste Lernumgebung

In einer reizarmen und strukturierten Lernumgebung, innerhalb welcher die Schüler*innen sich auskennen und wissen, wo sie Hilfsmittel sowie Materialien finden können, ist ein effektiveres Lernen möglich. Gemeinsam mit der/dem Sonderpädagogen*in passen die Grundschullehrkräfte der Franziersetzenskus-Grundschule die Klassenräume so an, dass alle Schüler*innen einen strukturierten und reizarmen Arbeitsplatz haben. Zusätzlich bietet der Förderraum der Franziskus-Grundschule eine besonders ruhige und übersichtliche Lernumgebung, innerhalb welcher Materialien und Hilfsmittel für alle Schüler*innen jederzeit frei zugänglich sind. Die Arbeit im Förderraum erfolgt einzeln oder in Kleingruppen.

Kooperation

Das Gemeinsame Lernen setzt eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit mit allen Institutionen voraus, welche an der Förderung von Schüler*innen beteiligt sind. Zu diesen zählen u.a.

· Kindergärten im schulischen Umfeld

· Förderschulen im schulischen Umfeld.

· Schulpsychologische Beratungsstelle

· Familienberatungsstelle

· Jugendhilfe

· Therapeuten und Psychologen

· SPZ der Städte und Kreise Dortmund und Unna,

· Sprachambulatorium der Technischen Universität Dortmund

Schulbegleitung

Schüler*innen, die längerfristig Lernschwierigkeiten oder ein auffälliges Arbeits- und Sozialverhalten zeigen, können durch eine Schulbegleitung im Schulalltag unterstützt werden. Die Franziskus-Grundschule legt einen großen Wert auf eine enge Zusammenarbeit mit Träger und Schulbegleitung. In regelmäßig stattfindenden Gesprächen zwischen Lehrkraft, Sonderpädagoge*in und Schulbegleitung werden Beobachtungen, Unterstützungsmaßnahmen, der Einsatz von Hilfsmitteln sowie Informationen durch Sorgeberechtigte oder andere Institutionen ausgetauscht.

Aufgaben der Schulbegleitung (gemäß SchuBiDo) innerhalb des Unterrichts sind z.B.

· Organisation des Arbeitsplatzes

· Ordnungsgemäßes Bereithalten der Unterrichtsmaterialien

· Unterstützung beim Aufgabenverständnis und bei Konzentration

· Arbeitshaltung unterstützen

· Ruhephasen ermöglichen

Aufgaben der Schulbegleitung (gemäß SchuBiDo) außerhalb des Unterrichts sind z.B.

· Unterstützung, pünktlich zu erscheinen

· Aufsicht, dass die/der Schüler/in nicht unkontrolliert das Schulgelände verlässt

· Führen von Einzelgesprächen

· Sinnvolle und altersangemessene Pausengestaltung

· Hilfe in Konfliktsituationen

· Austausch mit Eltern und Lehrkräften

· Unterstützung bei Toilettengängen